Seit Anfang Dezember ist das FriesTV für eine dritte Lauftzeit am Platz. Der offene Text und Videokunst Kanal am Ebertplatz wird organisiert von den Akteur:innen der Zwischennutzung UNSER EBERTPLATZ, freien Akteur:innen und Brunnen e.V., dem Zusammenschluss der Kunsträume in der Ebertplatzpassage, in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Köln.
Für die Laufzeit von Dezember 2024 bis März 2025 wurden Arbeiten der letzten Jahre ausgewählt und in einer Compilation zusammengestellt. Im Dezember und Januar laufen die ausgewählten Videokunst-Arbeiten, ab Februar eine Zusammenstellung von literarischen Texten aus dem Projekt KLiteratur. *Die Dokumentation der vorherigen Laufzeiten findet ihr hier.
Aktuell:
>> 16.02. bis 10.03.25
Compilation von Highlights der letzten Jahre
Zum Abschluss unserer dritten FRIES TV Laufzeit zeigen wir nochmal alle ausgewählten Arbeiten – sowohl die literarischen Arbeiten als auch die Videokunst – als Compilation. Sie laufen bis zum 10.03.25 im Loop! Anschließend wird das LED-Band demontiert.
>> 15.02.24 Live Event | 19:30 Uhr
Stulle & Peter Visuals mit Fabian Laute – be|ton
- Waschbeton und Verkehrslärm dienen als Ausgangspunkt für die einstündige audio-visuelle Kollaboration zwischen dem Lichtkunst-Duo Stulle&Peter und dem Musiker und Stadtforscher Fabian Laute. Kontemplative elektronische Musik und Field Recordings treffen auf audioreaktive Stereo-Visuals. Die Performance ist mit Funkkopfhörern hörbar und visuell auf dem FriesTV erfahrbar.
- Fabian Laute ist Musiker, Sound Artist und Stadtforscher. Er spielt seit 2021 live auf deutschen und internationalen Bühnen. Stulle&Peter arbeiten als Licht- und Videokünstler auf der Schwelle zwischen Digital Arts, Bildender Kunst und Fotografie. https://www.stullepeter-visuals.org/ https://fabianlaute.com/



Rolf Bremer || Endless Summer
- Beitrag „Endless Summer“: Die Videoarbeit ENDLESS SUMMER zeigt eine riesige, nicht enden wollende Poolbahn. Mittelpunkt der Animation ist ein Schwimmer, der auf der Stelle schwimmt, sich also trotz aller Anstrengung nicht vom Fleck bewegt. Was auf den ersten Blick nach Sommervergnügen anmutet, entpuppt sich schnell als quälende Stagnation. Das Verharren an einem Punkt ist aber nur scheinbar. Nimmt man die Arbeit in einem größeren zeitlichen Abstand wahr oder verweilt länger vor Ort, bemerkt man, dass sich der Schwimmer langsam von links nach rechts bewegt.
- Kurzbiographie: Rolf Bremer, Künstler und Motiondesigner aus Berlin. Kommt ursprünglich von der Malerei, ist mit den Jahren aber immer mehr ins Digitale abgeglitten. Schnittmenge der unterschiedlichen Arbeiten ist die Illusion oder Desillusion, der kleine Haken, die Irritation, der Moment, der die Perspektive verändert. Instagram: @nizzarob



Maja Zagórska || Forever Yours
- Beitrag „Forever Yours“:Is grooming a dog into a shape of a butterfly an abuse of power ? „Forever Yours“ is a final product of an artistic research on creative pet grooming competitions. The experimental animation explores themes of commodification, consumer cycles, advertising culture and cuteness.
- Kurzbiographie: Maja Zagórska is a Polish visual artist, currently completing her Masters at Weissensee Academy of Art Berlin. Her work combines diverse media including internet footage,documentary or computer generated material and drawings, all related through animation to create experimental poetic environments. www.majazagorska.com / @maja_zagorska



Manoj Kurian Kallupurackal || „LOOK INTO MY EYES“
- Beitrag „LOOK INTO MY EYES“: Von Unsicherheit und Frustration bis hin zu Freude und Wohlbefinden – unser Ebertplatz bietet eine Bandbreite an gegensätzlichen Gefühlen. Manoj Kurian geht es in seinem Videobeitrag um gesellschaftliche Teilhabe, Repräsentation und Nahbarkeit. Es geht um die Kunst, sich in die Augen zu schauen, Individuen und Emotionen wahrzunehmen, Unterschiede zu respektieren und dennoch Verbindungen zu spüren – Momente, in denen wir uns auch ganz ohne Worte verstehen.
- Kurzbiographie: Manoj Kurian arbeitet als Kulturmanager, Markenberater und Designer. Seine Aufgabenbereiche erstrecken sich von Mediengestaltung über die Entwicklung von Kommunikationskonzepten bis hin zum Aufbau von Marken und Communities. Nebenberuflich leitet der gebürtige Kölner den Kunst- und Kulturverein Masala Movement. Sein Beitrag für Fries TV wird unterstützt von Brillen Föhlisch



PECIMENS – Simon Stimberg
- Der Fries am Ebertplatz wird zum Probengefäß für abstrakte Organismen, die atmen, verdauen, sich vernetzen und reproduzieren. Die Lebewesen versuchen, ihre Bewegungen so aufeinander abzustimmen, dass eine Koexistenz auf dem engen Raum möglich bleibt. Jedoch sind die Ressourcen begrenzt und so führt das hemmungslose Wachstum der Population unausweichlich zum Kollaps des fragilen Ökosystems. Jeder Wandabschnitt bildet dabei ein separates Gefäß: jeweils ein vergeblicher Versuch, der Katastrophe zu entkommen.
- Kurzbiographie: Simon Stimberg erschafft audiovisuelle Kunstwerke in Form von generativen, meist interaktiven Installationen. Fasziniert von der Natur und ihrer Fähigkeit zur Selbstorganisation, erschafft er reaktive Werke, welche die Betrachtenden in künstlich und zugleich organisch-wirkende Mikroversen eintauchen lassen. www.simonstimberg.de | https://www.instagram.com/simonpablo_



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Neon Signs – Janosch Pugnaghi
- LED-Outdoordisplays treten im urbanen Kontext meistens als Werbeflächen für große Marken auf. Diesem Ansatz bedient sich auch die die Arbeit „Neon Signs“ – allerdings stehen im Zentrum nicht kommerzielle Marken, sondern umkommerzielle Kölner Kulturstätten. Ein Mix aus 2D und 3D animierten Neon Logos von Kulturorten und Off-Spaces, von denen Köln viele in den letzten Jahren bereits verloren hat, erstrahlt als Werbung am Betonfries. Ein Stück Erinnerungskultur, das anmahnt, nicht weitere Kulturstätten dem städtischen Wandel zum Opfer fallen zu lassen. So ist z.B. auch der Ebertplatz, dessen Fortbestand als zentraler Kunst- und Kulturort nicht gesichert ist, mit einem Neon-Logo vertreten.
- Janosch Pugnaghi ist Student an der KHM in Köln seit 2012 und arbeitet in den Bereichen Video und Musikkultur. Sein Fokus liegt dabei auf der lokalen Popkultur Szene, für die er bereits viele Musikvideos gemacht hat. Außerdem organisiert er seit sieben Jahren die Neu, kaputt Konzertreihe in Köln. www.janoschpugnaghi.de // https://www.instagram.com/technosch98/



KLiteratur: Gegenwärtige Literatur im FriesTV
Schlagzeilen aus der Zukunft von Daniel Ableev
+++ Ungeübter Morgenmensch steht Kleiderschrank hilflos gegenüber +++ Physiker messen IQ von Zimtgeruch +++ Wasservorrat eingedeutscht +++ Kombizange erzwingt Like +++ Umweltkatastrophe begünstigt Früheinschulung +++ Obst nicht länger zeitgemäß +++ Lutz doch kein Spurenelement +++ Schrottkarre zu Luxus gefahren +++ Vollautomatische Kita knackt Impfzweifler +++ Weltraumschrott geht in Berufung +++ 5G doch nicht schneller +++ Brand vernichtet Erfrischungsgetränkevorrat +++ Fehlalarm ruiniert Kontinent +++ Rentenausschüttung bald auch in Gasform +++ Tundra durchgentrifiziert +++ Synthetisierungspflicht für Jens Christus +++ EU will Zeit abschaffen +++
Daniel Ableev, *1981: Seltsamkeitsforscher; Mehlhäufchen (Brueterich Press).-> https://www.signaturen-magazin.de/daniel-ableev–mehlhaeufchen.html
KLiteratur: Gegenwärtige Literatur im FriesTV, Folge 2:
mit Lütfiye Güzel
wenn einer tot ist:
ich sah einen mann / im park liegen / & ich blieb stehen / & schaute ob er /noch atmete / & als ich sah / dass sich / sein brustkorb / hob und senkte / lief ich beruhigt weiter / & unterwegs / dachte ich: / komisch / dass man weitergeht / wenn einer atmet / & stehen bleibt / wenn einer tot ist
Lütfiye Güzel, 1972 in Duisburg geboren, ist Dichterin und bringt seit 2014 Gedichte unter ihrem eigenen Label go-güzel-publishing heraus. 2017 wurde Lütfiye Güzel mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet. Das Gedicht ‚wenn einer tot ist‘ ist aus „faible?“ (Best of).
Spoiler: in Folge drei wird der Tod einfach abgeschafft – also bleibt dran.
Fries TV ist ein Projekt von Unser Ebertplatz und wird durch das Kulturamt der Stadt gefördert.
- Künstlerische Auswahl: Die Auswahl erfolgte durch die AG Kultur.
- Projektkoordination: Roman Jungblut und Klara Esch
- Technische Leitung: Roman Jungblut
- Beratung und Förderung: Nadine Müseler / Kulturamt Köln
KLiteratur: Gegenwärtige Literatur im FriesTV, Folge 2:
‚Dekret‘ mit Gregor Kwiatkowski
Dekret:
Staatspräsident S. / hat auf Veranlassung unzähliger Bürger / ein Dekret erlassen / den Tod für ungültig zu erklären // von einem Tag auf den anderen wurden die Friedhöfe / in Grünflächen umgestaltet / und Hospize und Krankenhäuser / in Kindergärten // auf dem Markt / einer der Städte von S. / betrachten wir / die Gesichter der Einwohner / wir sehen keine Angst / keine Spur schlafloser Nächte /// an einer Wand nah bei / hat jemand geschrieben: / harmlose Sonnenuntergänge
Die Übersetzung aus dem Polnischen stammt von Peter Constantine.
Grzegorz Kwiatkowski (geb. 1984) ist ein polnischer Dichter und Musiker, Mitglied der polnischen psychedelischen Rockband Trupa Trupa und Autor mehrerer Lyrikbände. Seine Bücher sind ins Englische, Französische, Slowenische und Griechische übersetzt worden, englische Versionen seiner Gedichte wurden in britischen und US-amerikanischen Literatur- und Kulturzeitschriften wie Modern Poetry in Translation, World Literature Today und New Poetry in Translation veröffentlicht. Er ist Mitglied von PEN America und der europäischen Lyrik-Plattform Versopolis, und co-hostet den Workshop „Virus of Hate“ an der Universität Oxford. In der parasitenpresse erschienen von ihm bislang „ohne Orchester“ (2024) und „brennend“ (2023), aus dem der vorliegende Text stammt.