Lesung DEJA VU

Beitragsbild: Letzte Ausstellung auf letzter Wand des Haubrich-Forums, Ion Willaschek, 17.12.2002

Der Verlag StrzeleckiBOOKS, der OFF-Space LABOR am Ebertplatz, sowie der Autor und Herausgeber Ion Willaschek* feiern die Veröffentlichung des Buches:

DEJA VU – Letzte Ausstellungen der Josef Haubrich Kunsthalle.

8. Dezember 2018
Einlass 19 Uhr  || Lesung 20 Uhr
Ort: LABOR in der Ebertplatzpassage

Eintritt frei
Die RELEASE findet zeitgleich zur Jahresendausstellung des LABORs statt.

 

Inhalt des Buches

Dieses Buch zeichnet die Letzten Ausstellungen in der Josef-Haubrich-Kunsthalle nach, die der Autor Ion Willaschek zusammen mit Mauna Tunger und Carsten Folgmann inmitten der Abbruchsituation im Dezember 2002 durchführte. Die Akteure handelten ohne offizielle Absprachen und ignorierten den Konsens, dass die Kunsthalle mit Beginn ihres Abrisses als Ort für Ausstellungen nicht mehr existiere. Der Abbruch selbst war der Höhepunkt einer finanziellen Verwahrlosung dieser Institution, die Kölns Weg zur Kunststadt in den 70er und 80er Jahren maßgeblich mitgeprägt hatte.

Die Kunstaktion wird im Vorwort von Lilian Haberer (Professorin für Kunstgeschichte, KHM) einerseits als Markierung des Verlustes einer wertvollen Kunsthalle und andererseits als ihre Wiederaneignung und Wiederbelebung diskutiert. Ebenso wird auf die slapstickhafte Einreihung der Akteure in ihre Ausstellungsgeschichte verwiesen.

Anke von Heyl (Kunsthistorikerin und Kunstkritikerin) befragt in ihrem Beitrag die Rolle der Architektur der Nachkriegsmoderne (Brutalismus) und plädiert für eine Neubewertung der Zeugnisse der 50er bis 70er Jahre, die sich jüngst zunehmender Beliebtheit erfreuen. Sie fordert (am Beispiel von Ebertplatz und Hörsaalgebäude der Uni Köln) auf, sich mit den Intentionen der verantwortlichen Architekten auseinanderzusetzen um deren Ideen heuet nutz- und erfahrbar zu machen und um in Zukunft Fehlentscheidungen wie den Abriss der Josef-Haubrich-Kunsthalle zu vermeiden.

Maria Linsmann (Kunsthistorikerin und ehemalige Direktorin des Bilderbuchmuseums in Troisdorf) stellt Ion Willascheks Arbeiten in den Kontext von Appropriation/Guerilla Art und politischer Kunst. Der Abriss der Kunsthalle liefert zudem Parallelen zur Situation am Ebertplatz, wo die OFF-Spaces zwar aufgrund des Zwischennutzungskonzeptes mittelfristig höhere Planungssicherheiten und Zusprüche von Seiten der Stadtverwaltung erfahren (Kulturamt, Oberbürgermeisterbüro) aber langfristig ebenfalls (durch den Umbau des Platzes im Rahmen des Masterplans) bedroht sind.

Die Telefoninterviews des Filmemachers Marc Comes mit Vertretern der Kunstszene (Kasper König, Udo Kittelmann, Marcel Odenbach), die er um die Jahrtausendwende durchführte, hüllen den damals bevorstehenden Abriss der Josef-Haubrich-Kunsthalle in einen Nebel der Rat- und Fassungslosigkeit. Dieser Beitrag erinnert uns heute daran, dass man nicht erst dann für seine Ideen und Werte kämpfen sollte, wenn diese längst einer sinnentleerten Dynamik zum Opfer gefallen sind.

Eine „Miniaturgeschichte der Josef-Haubrich-Kunsthalle“ hilft dem Leser die Bedeutung der Kunsthalle einzuschätzen anhand wichtiger Eckdaten (Repräsentative Werkschauen als Schaufenster der Museenmit Pablo Picasso, E.W. Nay, Robert Rauschenberg etc.; Spielstätte des Kölner Kunstmarktes, aus dem später die Art Cologne hervorging, der Vorläufer aller anderen Kunstmessen weltweit; Institution mit eigenen programmatisch unabhängigem Direktor, der (wie es der damalige Kulturdezernent Hackenberg gefordert hatte) das Unbequemein den Vordergrund stellt und so sehr progressiv agieren konnte).

Ebenfalls ist das Einladungsschreiben an Henriette Reker zur Ausstellung im LABOR am Ebertplatz im Februar 2018 abgedruckt. Hier zeigte Ion Willaschek anlässlich des 15-jährigen Jubiläums des Abrisses der Kunsthalle die Dokumentation seiner Aktion. Er führte Isabel Strehle und William Wolfgramm als Vertreter des OB-Büros im Rahmen eines Sondertermins durch diese Ausstellung und zeigte auch Bruchstücke der Kunsthalle, die er archäologisch inszeniert hatte.

*Ion Willaschek, geboren 1978 in Köln, studierte dort ab 2001 Kunst, Biologie und Philosophie auf Lehramt. Parallel studierte er ab 2005 Freie Kunst an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Tal R. Er lebt und arbeitet als Künstler und Lehrer in Köln.