Gemeinde Köln präsentiert:
BARBARA MARCEL
Ciné-Cipó – Cine-Liana
03.09.-10.10.2021
Die horizontüberflutende, undurchdringliche Weite des Amazonas-Regenwaldes und die Nähe gebende, lokal zugängliche Welle eines Freien Radiosenders, wissenschaftliche Erkenntnis und überliefertes Wissen, Globales und Regionales – Barbara Marcels künstlerische Arbeit ist ein Versuch, für das komplexe Zusammenspiel der Lebensprozesse im Amazonas-Gebiet zu sensibilisieren.
Der Amazonas-Regenwald ist von globaler Bedeutung: Er produziert einen Großteil des Sauerstoffs unseres Planeten, filtert und verarbeitet das schädliche Kohlendioxid der Welt, beeinflusst den Wasserkreislauf, der wiederum auf die Ozeanzyklen einwirkt, und stabilisiert das Klima. Der mitten im Amazonas-Regenwald gelegene Amazonas Tall Tower (ATTO) hat es sich zum Ziel gesetzt, die Wechselwirkungen zwischen dem Wald, den Böden und der Atmosphäre der Region zu untersuchen, um die Rolle des Amazonasbeckens für das Erdsystem zu verstehen. Der Turm ist Teil einer internationalen Zusammenarbeit zwischen Brasilien und Deutschland, gebaut und finanziert von dem Amazonas-Forschungs- und Max- Planck-Institut INPA.
In dem künstlerischen Projekt »Ciné-Cipó – Cine-Liana« (2020) schlägt die brasilianische Künstlerin Barbara Marcel eine temporäre Umwandlung des Turms vor: Er wird zum Arbeitsort Freien Radios, gemeinsam bespielt von NaturwissenschaftlerInnen, zwei lokalen AktivistInnen und populären KommunikatorInnen des Reserva Extrativista (kurz: Resex) Tapajós-Arapiuns. Die wissenschaftlichen Ergebnisse und das traditionelle Wissen werden in Beziehung gesetzt und bilden eine Allianz zur Verteidigung der Artenvielfalt im Amazonasgebiet. Atmosphärische und irdische Daten werden mittels einer Radiosendung mit Spots, Interviews und Liedern verständlich und ansprechend kommuniziert. Dabei überschneiden oder trennen sich manchmal wissenschaftliche Erkenntnisse und das Wissen der Vorfahren, auch erfahren die ZuhörerInnen einiges über die Kämpfe zur Verteidigung der Gebiete und der lokalen Lebensgrundlagen der Amazonasbevölkerung, wodurch universalisierende Annahmen entmystifiziert werden.
4-Kanal-Videoinstallation, Farbe, Ton, ca. 90 Min., Maße variabel
Barbara Marcel mit Natalina do Carmo Oliveira, Milena Raquel
Tupinambá Produziert in Zusammenarbeit mit dem ZKM | Karlsruhe
Regie und Produktion: Barbara Marcel; Bild: Felipe Frozza, Barbara Marcel; Ton: Anne Santos; Set-Produktion: Kandyê Medina, Thais Helena Medeiros, Bruna Bichara; Schnitt: Célia Freitas, edt.; Schnittassistenz: Beatriz Krieger, Felipe Frozza; Tonmischung: Sarah Lelièvre; Kolorist: Guilherme Begué; Filmeditor: Beatriz Krieger; Musik: Suraras do Tapajós
Barbara Marcel (*1985, Rio de Janeiro, Brasilien) hat an der Bauhaus-Universität Weimar, am Institut für Kunst im Kontext der Universität der Künste in Berlin und an der Universidade Estácio de Sá in Rio de Janeiro studiert. Ihre Arbeiten wurden u.a. im ZKM, Karlsruhe; nGbK, Berlin; Savvy Contemporary Berlin; Espacio Pla, Buenos Aires; Tieranatomisches Theater, Humboldt Universität Berlin; Haus der Kulturen der Welt, Berlin; CeNak – Zoologisches Museum Hamburg; Athens Biennale und Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig gezeigt. Sie ist Stipendiatin der Heinrich-Böll- Stiftung und lebt seit 2009 in Berlin.
Die Künstlerin promovierte über die Gattung des Essayfilms als ein historiographisches Werkzeug dekolonialer Positionen. Sie konzentriert sich auf Fragen zur Geschichte und den Verbindungen zwischen Deutschland und Lateinamerika. Parallel zu ihrer Forschung arbeitet sie kontinuierlich mit anderen Künstler*innen, Forscher*innen und Aktivist*innen an Projekten über gesellschaftliche Debatten in Zeiten zunehmender Umweltkonflikte und sozialer Ungleichheiten.
https://www.barbaramarcel.com.br/
Kuratiert von Agustina Andreoletti
Im Rahmen von *WELL am Ebertplatz.
Förderung: Kulturamt der Stadt Köln, Stiftung Kunstfonds, Neustart Kultur